Erste B-WISE-Aktivität: Kartierung von WISEs in Europa!

Erste B-WISE-Aktivität: Kartierung von WISEs in Europa!

22-07-2021

EURICSE leitet die erste Aufgabe, die im Rahmen des B-WISE-Projekts gestartet wurde: die Kartierung der europäischen Sozialunternehmen.

Unter den zahlreichen Zielen, für die sich Soziale Unternehmen einsetzen, zählt die berufliche Integration von Arbeitnehmer:innen mit Unterstützungsbedarf zu den wichtigsten. Der Arbeitsmarkt ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Auf der einen Seite gibt es qualifizierte und ausgebildete Bewerber:innen, die in der Regel gute Berufsaussichten haben; auf der anderen Seite gibt es Arbeitnehmende, die schwer zu vermitteln sind – sie sind oft besonders von der Ausgrenzung aus dem Arbeitsmarkt bedroht. Soziale Unternehmen zur Arbeitsintegration (Work Integrating Social Enterprises, WISEs) sind als Reaktion auf das Unvermögen der traditionellen Arbeitsmarktpolitik entstanden, die vollständige berufliche Integration von benachteiligten Arbeitnehmer:innen in den Arbeitsmarkt zu gewährleisten. Die Vorteile von Sozialen Unternehmen ergeben sich aus der Erfahrung, die sie bei der Arbeit mit Arbeitnehmer:innen mit Unterstützungsbedarf gesammelt haben. Durch den Erwerb von Fachwissen über die Auswirkungen der verschiedenen Benachteiligungen sowie über Bedürfnisse in Hinblick auf unterschiedliche Tätigkeitsprofile, sind Soziale Unternehmen seit jeher so etwas wie „Entwicklungslabore“  geeigneter organisatorischer Verfahren zur Erleichterung der beruflichen Eingliederung. So sind sie in der Lage, je nach Art des Unterstützungsbedarfs einer Arbeitnehmerin oder eines Arbeitnehmers den am besten geeigneten Arbeitsplatz zu ermitteln. Darüber hinaus haben sich die Soziale Unternehmen bei der Einrichtung von tätigkeitsrelevanten Ausbildungs- und Beschäftigungskomponenten als wirksam erwiesen, über die sich benachteiligte Arbeitnehmende erfolgreich am Erwerbsleben beteiligen können.

Dank der angemessenen Qualifizierung am Arbeitsplatz, die Soziale Unternehmen anbieten, helfen sie Arbeitnehmer:innen mit Unterstützungsbedarf, ihre Benachteiligung zu überwinden. Sie erleichtern darüber die Eingliederung in die Arbeitswelt durch produktive Tätigkeiten. So wird es möglich, benachteiligten Arbeitnehmer:innen einen geregeltes Einkommen zu ermöglichen, dasmit jenem von regulär Beschäftigten vergleichbar ist. Soziale Unternehmen können als Unternehmen mit doppeltem Output betrachtet werden: Neben marktfähigen Waren und Dienstleistungen erbringen sie auch Dienstleistungen zur Unterstützung der Arbeitsintegration. Zu diesem Zweck haben sie zwei Strategien entwickelt: die Schaffung von Übergangsbeschäftigungen, um die Integration benachteiligter Arbeitnehmer:innen in den ersten Arbeitsmarkt zu unterstützen sowie die Schaffung von Dauerarbeitsplätzen innerhalb der Sozialen Unternehmen.

Den vorläufigen Ergebnissen des B-WISE-Projekts zufolge ist die Landschaft der Sozialen Unternehmen in den 13 B-WISE-Partnerländern (Belgien, Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Slowenien und Spanien) in Bezug auf Größe, Tätigkeitsbereiche, Ressourcenmix, Typologie der integrierten Arbeitnehmer:innen mit Unterstützungsbedarf und rechtliche Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich.

Hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen lassen sich drei Gruppen von Ländern unterscheiden:

  • Eine erste Gruppe von Ländern, in denen Soziale Unternehmen für die Wahrnehmung ihrer Aufgaben hauptsächlich auf bestehende Rechtsformen (z.B. Vereine, Genossenschaften, Stiftungen und traditionelle Unternehmen) zurückgreifen, also Rechtsformen, die nicht speziell für Soziale Unternehmen konzipiert wurden.
  • Eine zweite Gruppe von Ländern, die Soziale Unternehmen rechtlich als Firmen anerkannt haben. Entweder über einen eigens geschaffenen rechtlichen Status oder durch einen rechtlichen Status für Soziale Unternehmen, der eine breitere Gruppe von Sozialen Unternehmen anerkennt. Der Status von WISEs hat vor allem in den mittel- und osteuropäischen Ländern eine lange Tradition. Dies ist der Fall in Rumänien, Bulgarien, Slowenien und Polen, wo der spezifische WISE-Status seine Wurzeln in Initiativen hat, die in den 70er Jahren entwickelt wurden. Der eigens geschaffene Status eines Sozialen Unternehmens ist dagegen ein recht neuer rechtlicher Trend.
  • Die dritte Typologie umfasst Länder, die Soziale Unternehmen durch die Anpassung bestehender Rechtsformen anerkannt haben. Die Vorreiterrolle spielte in diesem Fall Italien, das 1991 das Genossenschaftsrecht anpasste, um soziale Genossenschaften des „Typs B“ anzuerkennen. Diesem Trend folgten Spanien, Polen, Frankreich und vor kurzem auch Belgien mit einem speziellen Akkreditierungssystem für Genossenschaften.

Die rechtliche und politische Anerkennung von Sozialen Unternehmen hat erhebliche Konsequenzen: In Ländern, in denen Soziale Unternehmen nicht rechtlich anerkannt sind, sind zuverlässige Daten über diese Unternehmen sehr schwer zu finden. Umgekehrt liegen in Ländern, in denen Soziale Unternehmen als solche rechtlich anerkannt sind, Zahlen über den Umfang der Unternehmen und ihre Auswirkungen auf Wohlfahrt und Entwicklung vor.

 

Die nächsten Schritte des vorbereitenden B-WISE-Forschungspakets (WP1) umfassen eine persönliche Umfrage zur Bewertung der Qualifikationsdefizite in Sozialen Unternehmen (einschließlich der digitalen Qualifikationsdefizite von Mitarbeiter:innen Sozialer Unternehmen, wie Trainer:innen, Fachanleiter:innen, etc. und Arbeitnehmenden mit Unterstützungsbedarf), eine Online-Umfrage, die sich speziell auf die digitalen Qualifikationsdefizite konzentriert, eine Analyse ausgewählter bewährter Verfahren zur Entwicklung von Qualifikationen (hauptsächlich im Bereich der digitalen Qualifikationen) und eine Reihe ausgewählter transversaler Analysen, die darauf abzielen, den Beitrag und das Potenzial Sozialer Unternehmen bei der Bekämpfung der Ausgrenzung aus dem Arbeitsmarkt zu bewerten. Auf der Grundlage der Ergebnisse aller oben genannten Forschungsaktivitäten wird ein Forschungsbericht erstellt, der in geplante B-WISE-Aktivitäten im Bereich der Ausbildung einfließen wird.


Die Unterstützung der Europäischen Kommission für die Erstellung dieser Veröffentlichung stellt keine Billigung des Inhalts dar, der ausschließlich die Meinung der Autoren wiedergibt. Die Kommission kann nicht für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen verantwortlich gemacht werden.


Das Projekt B-WISE, Blueprint for Sectoral Cooperation on Skills in Work Integration Social Enterprises, ist ein Erasmus+ Projekt, das von der EASPD mit Unterstützung von ENSIE koordiniert wird.